Der Auftrag des amerikanischen Transportunternehmens Odyssea Marine stellte auch für die erfahrenen Retrofit-Profis von SCHOTTEL eine außergewöhnliche Herausforderung dar. Denn einer ihrer Offshore-Versorger musste in kürzester Zeit umgebaut und auf einen wichtigen Charter-Auftrag vorbereitet werden
Damit auf Offshore-Plattformen alles reibungslos abläuft, ist die zuverlässige Versorgung rund um die Uhr ein absolutes Muss. Um diese auch bei zum Teil extremen Wetterbedingungen zu gewährleisten, kommen Offshore-Versorger zum Einsatz. Sie liefern wichtige Materialien, Rohstoffe und Werkzeuge, ohne die die Arbeit auf hoher See nicht möglich wäre. Dies bringt auch besondere Anforderungen an die Antriebssysteme mit sich, die mitunter mehrere Tage exakt die Position halten müssen. Zudem muss das tonnenschwere Schiff schnell und präzise manövrieren können. Mit der Auftragserfüllung spielt der Antrieb eine entscheidende Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg. Denn für die Betreiber zählen vor allem zwei Dinge: Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Werden die Termine eingehalten, winken lukrative Geschäfte. Wenn nicht, hohe Strafen.
Odyssea Phoenix ist ein solches Versorgungsschiff – 92 Meter lang, über 18 Meter breit und mit einer Ladekapazität von 3.300 Tonnen ausgestattet, was mehr als 80 LKWs mit je 40 Tonnen Gesamtgewicht entspricht. Als das Schiff 2018 zum Verkauf stand, nutzte Odyssea Marine die Gelegenheit. Doch bevor das Schiff eingesetzt werden konnte, musste das obsolete Antriebssystem ausgetauscht werden. Dieses war schon nach kurzer Einsatzzeit im Dienst des Vorbesitzers ausgefallen, eine Reparatur nicht ohne Weiteres möglich. Die neue Antriebslösung sollte daher nicht nur langlebiger sein als die vorherige, sondern vor allem schnell verfügbar. Denn die Zeit drängte: Der Versorger war für einen Auftrag im Golf von Mexiko bereits gebucht, einem der wichtigsten erdölproduzierenden Gebiete Nordamerikas.
Da Odyssea Marine bei anderen Schiffen schon gute Erfahrungen mit SCHOTTEL gemacht hatte, war der Antriebsspezialist mit seinem bewährten Retrofit-Team der erste Ansprechpartner. Dessen rundum steuerbare Ruderpropeller eignen sich besonders gut für präzises dynamisches Positionieren. "Die Entscheidung für zwei SRP 460 FP mit je 2.000 kW ist dann relativ schnell gefallen. Das ist ein Bestseller, der für solche Anwendungen bestens geeignet ist", erinnert sich Jörg Majewski, Sales Director Modernization & Conversion. "Und sie standen besonders schnell zur Verfügung."
Dynamische Positionierungssysteme kompensieren durch die punktgenaue Steuerung der Antriebe externe Einflussgrößen, denen das Schiff auf hoher See ausgesetzt ist. Dadurch lässt sich das Schiff auch bei rauer See problemlos auf Kurs halten.
Insgesamt dauerte die gesamte Modernisierung nur etwa drei Monate – dank Flexibilität und ausgeklügelter Logistik. So kamen Antrieb und Elektronik pünktlich in der US-Werft an und konnten dort zusammen mit einem weiteren, speziell für den Kunden gefertigten Teil verbaut werden. "Dank eines Adapterflansches konnten wir zeitaufwändige Stahlarbeiten vermeiden und den Antrieb passgenau in den vorhandenen Brunnen einsetzen", erläutert Jörg Majewski, der mit seinem Team das Projekt eng begleitete.
Dabei zahlten sich insbesondere die kurzen Wege zwischen der Werft und der SCHOTTEL-Niederlassung in Louisiana sowie der intensive Austausch zwischen den amerikanischen und den deutschen Kollegen aus. Und die Arbeit hat sich gelohnt: Odyssea Marine konnte das Schiff fristgerecht einsetzen.