»DIE POTENZIALE SIND BEACHTLICH«

Tobias Oser (33) studierte an der Technischen Universität in München Maschinenbau und Betriebswirtschaftslehre, bevor er 2015 bei SCHOTTEL einstieg. Im technischen Vertrieb sammelte er Erfahrungen auf unterschiedlichen Positionen, zunächst als Trainee, zuletzt als Sales Manager im Segment Tug & Offshore. Tobias Oser übernahm das Segment Merchant Vessels von dem langjährigen SCHOTTEL-Mitarbeiter Hans-Herbert Dünow, der sich in den Ruhestand verabschiedete.

Herr Oser, was verbirgt sich hinter dem Segment Merchant bei SCHOTTEL?

Wir bedienen den globalen Markt der Tanker-, Fracht-, Bagger- und Fischereischiffe, bei denen meist spezifische Anforderungen an Haupt- und Hilfsantriebssysteme sowie CP-Wellenleitungen gestellt werden. Einerseits sind wir bewusst breit aufgestellt, verfügen aber andererseits auch über ein tiefes Spezialwissen, um uns konsequent auf die konkreten Bedürfnisse auszurichten und um frühzeitig auf Entwicklungen zu reagieren, die für unsere Kunden wichtig sind.

Das müssen Sie bitte genauer erklären!

Ein Beispiel: Es gibt den segmentübergreifenden Trend, Schiffe mit Flüssiggasantrieb auszurüsten, weil dieser deutlich umweltfreundlicher ist
als der klassische Antrieb mit Schweröl. Die Betankung mit Gas wird in einem Hafen unter hohem Sicherheitsaufwand vorgenommen und ist folglich mit hohen Kosten verbunden. Deshalb bedarf es sogenannter Bunker Vessels, um andere Schiffe abseits der Häfen zu betanken. Strömung und Wellen können dabei erhebliche Probleme bereiten. Unsere Antriebe sorgen in diesem Fall verlässlich dafür, die Tankschiffe stabil in Position zu halten, um einen sicheren, effizienten Tankvorgang zu gewährleisten. Wir profitieren dabei sehr von den Erfahrungen, die unsere Kollegen im Segment Offshore über viele Jahre gesammelt haben.

Ist das ein typischer Anwendungsfall?

Verallgemeinerbar an dem Beispiel ist das Bedürfnis vieler Eigner, die Schiffe in einem dynamischen Umfeld sehr verlässlich und effizient einzusetzen. Wenn etwa im Persischen Golf eine Insel aufgeschüttet oder ein Tiefwasserhafen in Asien ausgebaggert wird, werden Baggerschiffe verwendet. Dann sind oftmals drehbare Antriebe gefragt, um die Schiffe auch bei widrigen Bedingungen auf ihrer Position zu halten oder exakt manövrieren zu können.

Kann man sagen, dass Projekte im Küstenbereich für Ihr Segment vielfältiger und wichtiger werden?

Durchaus. In Skandinavien zum Beispiel boomt das Lachsfarming. Dabei agieren bisweilen riesige Fischfarmen auf offener See, weil die Zirkulation mit Frischwasser dort besonders gut ist und der Kot der Tiere durch die permanente Standortveränderung nicht zum Problem wird. Sogenannte Live Fish Carrier übernehmen dabei die Aufgabe, die Farmen entweder mit Fischnachwuchs zu versorgen oder ausgewachsene Fische von den Farmen zum Festland zu befördern. Elementar ist die dynamische Positionierung der Carrier, auch bei stärkerem Wellengang oder Wind. Unsere fein justierbaren, steuerbaren Propeller sind dafür bestens geeignet.

Klingt nach Maßarbeit.

Das ist es sehr häufig auch. SCHOTTEL verfügt sozusagen über einen Baukasten, der eine Vielzahl an Antriebsarten und -modulen sowie Radsätzen und Dichtungen beinhaltet. Bei einem Projekt bedienen wir uns exakt dessen, was ein Kunde braucht. Wir konfigurieren den Antrieb individuell, je nach Einsatzzweck und -dauer, den Bedingungen und auftretenden Belastungen vor Ort …

… die ja mitunter extrem sein können. Wie sehr beschäftigt Sie und Ihre Kunden das Thema After Sales und Service?

Unser Kontakt zum Kunden endet nicht mit dem Verkauf einer Antriebseinheit. Im Gegenteil. ­Unser Service ist extrem wichtig, denn im Schadensfall kann und will kein Kunde lange warten – jeder Ausfall kostet ihn Geld. Das wissen wir natürlich und deshalb haben wir ausreichend viele kompetente Mitarbeiter – SCHOTTEL ­verfügt über rund 150 Servicemechaniker weltweit. Damit stellen wir eine schnelle und flächendeckende Versorgung sicher. Ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass SCHOTTEL damit in der Branche Maßstäbe für Tempo und Qualität setzt.

In nahezu allen Branchen und Segmenten spielt das Thema Digitalisierung eine große Rolle. Wie sehr beschäftigt es Sie?

Wir sprachen ja gerade schon über Service und After Sales. Online-Fernwartung und vorausschauende Wartung werden immer wichtiger, und die digitalen Technologien haben daran einen entscheidenden Anteil. In Zukunft wird es selbstverständlich sein, dass sich unsere Techniker und Ingenieure online auf die Systeme von Kunden aufschalten, um maschinelle Defekte zu analysieren, zu beheben oder gezielt eine Ersatzteilbestellung auszulösen beziehungsweise Softwareupdates durchzuführen.

Inwiefern profitiert das Flotten­management von der digitalen Transformation?

Wir bieten Eignern bereits heute Softwaretools, mit denen sie ihre Schiffe virtuell anhand vieler Schiffsdaten umfassend verwalten können. Das hat im laufenden Betrieb handfeste Vorteile. Ein Condition-Monitoring-System hilft, frühestmöglich Unregelmäßigkeiten oder zunehmenden Verschleiß zu erkennen, um diesen zu beheben, bevor ein Schaden entsteht. Diese vorausschauende Wartung erlaubt also eine bessere Planbarkeit in der Ersatzteilhaushaltung – ob für einen vorhersehbaren Austausch oder während der turnusgemäßen Dockung. Und davon profitiert letztlich auch das Merchant-Segment: Unsere Kunden erleben immer wieder aufs Neue, dass sich ihre Investition gelohnt hat und dass SCHOTTEL ein dauerhaft starker Partner ist. Die Potenziale, die SCHOTTEL bietet, sind beachtlich.

DIE SEGMENTE BEI SCHOTTEL

  • Tug & Offshore Energy
  • Cruise, Ferry & Yachts 
  • Merchant Vessels
  • Navy & Governmental
  • Modernization & Conversion

Tobias Oser

Sales Director Merchant Vessels bei SCHOTTEL