Das neue SCHOTTEL Training Center in Australien unterstützt Crews und Ingenieure bei einem besseren Fehlermanagement und dabei, Reparaturen selbstständig ausführen zu können. Darüber hinaus bietet die einzigartige Anlage noch einiges mehr
Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine Brücke auf einem neuen Schlepper mit Bedienfeldern, Blinklichtern, elektronischer Seekartenanzeige, Navigationsausrüstung und Panoramafenstern. Aber nicht nur der fehlende Seegang verrät den Trugschluss. Bei genauerem Hinsehen erweisen sich die Fenster als Bildschirme, auf denen verschiedene Hafensituationen und Schleppermodi simuliert werden. Herzlich willkommen an Bord des neuen SCHOTTEL Training Centers in Fremantle, Westaustralien. Zusammen mit den bestehenden Einrichtungen in Houma, USA, und in Spay, Deutschland, gewährleistet der neueste Standort eine internationale Abdeckung für theoretische und praktische Schulungen. Die Crews und Ingenieure werden darin trainiert, eventuelle Schäden selbst zu beheben oder – wenn das nicht möglich ist – diese zu beschreiben, um schnelle Hilfe zu erhalten und das Schiff wieder seetüchtig zu machen. Eine aus Sicht der Reeder und Betreiber sinnvolle Investition, da die Schulungen helfen, teure Ausfallzeiten auf ein Minimum zu reduzieren. Das moderne Equipment in Fremantle schafft dazu Situationen, die der realen Welt unglaublich nahe kommen. In einem Punkt geht die Anlage der SCHOTTEL Academy sogar noch einen Schritt weiter.
Denn das ursprünglich von der Firma Svitzer, einem Schlepp- und Bergungsunternehmen, entwickelte Simulationssystem verfügt auch über einen vollständig einsatzfähigen Maschinenkontrollraum. Beide Partner haben zusammen etwa eine halbe Million Euro (560.000 US-Dollar) in diesen Schulungsstandort investiert. "Die Bedienfelder im simulierten Maschinenkontrollraum sind die gleichen, die wir auch in den Schiffen verbauen – samt identischer Verkabelung", erläutert Mohamed Ghonem, Geschäftsführer von SCHOTTEL Australien. Was die Schulung aber so authentisch macht, ist die Art und Weise, wie die Brücke und das Steuerungssystem verbunden sind.
Die neue Einrichtung in Fremantle ist Teil der SCHOTTEL Academy, einem weltweiten Netzwerk von Schulungszentren und zugelassenen Trainern. Im Rahmen von Kursen mit einer Dauer von zwei bis fünf Tagen, die Präsenzveranstaltungen, Online-Kurse, Schulungen vor Ort und Simulationsübungen umfassen, haben Teilnehmer die Gelegenheit, sich mit den Antriebseinheiten des Unternehmens vertraut zu machen. Dahinter steht die Leitidee, dass detailliertes Wissen über Bedienung und vorbeugendes Wartungsverhalten Nutzern das Know-how für den langfristigen reibungslosen Betrieb der SCHOTTEL-Produkte vermittelt. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Schulung erhalten die Teilnehmer ein technisches Zertifikat.
Bei dem weltweit einzigartigen Aufbau in Fremantle kommuniziert die Brücke mit dem Steuerungssystem, wodurch ein direktes Feedback zum Computer, der die Brücke betreibt, möglich ist. "Dadurch können eventuelle Fehler simuliert und kontrolliert werden. Die Bedienung mit direkter Rückmeldung wirkt somit real, da sie nicht von noch einem zusätzlichen Computer reproduziert wird", erklärt der Managing Director. Nicht nur die Simulation, auch die praktischen Aspekte spielen eine zentrale Rolle: einfache Wartungsarbeiten und die frühe Schadenserkennung sind wichtige Aspekte der Schulung. Crews und Ingenieure lernen, wie sie Propeller sicher und effizient betreiben. Ihnen wird außerdem beigebracht, wie sie auf jeden denkbaren Vorfall aus dem SCHOTTEL-Handbuch am besten reagieren. Die Schulungsteilnehmer können ihre Qualifikationen verbessern, da sie sich das Lesen von Fehlercodes und die Verfolgung von Komponentenstörungen beim "Troubleshooting" aneignen. Zusätzlich üben sie den Austausch und die Programmierung dieser Komponenten. Kompetenzen, die an Bord besonders wertvoll sind.
"Fehler können auftreten, wenn Schlepper auf See oder in abgelegenen Gebieten im Einsatz sind – in beiden Situationen können wir diese nur schwer erreichen, um Reparaturen auszuführen“, so Mohamed Ghonem. Dies spielt besonders in Australien eine wichtige Rolle, da an einigen abgelegenen Häfen im Westen und Norden die Öl- und Gasreserven und Bergbauprodukte des Landes auf Schiffe geladen werden, wobei Schlepper Begleit- und Anlegedienste leisten. Bei vielen der bisherigen Besucher des Schulungszentrums handelt es sich um Personen, die in diesen entfernten Gebieten arbeiten. Ein Großteil von ihnen verfügt über bis zu acht Jahre Erfahrung. Vor diesem beruflichen Hintergrund können sie individuelle Fragestellungen aus ihrer täglichen Arbeit an die Schulungsleiter adressieren. Umso mehr erfreut diese die Resonanz, dass alle Absolventen bestätigten, etwas Neues dazugelernt zu haben.
Der Erfolg liegt auch in der individuellen Ausrichtung: Für jede Veranstaltung wird das Programm an die Spezifikationen der vom Kunden verwendeten Ausrüstung angepasst. Auch Sonderwünsche werden berücksichtigt. Im Gegenzug liefern die Schulungsteilnehmer wertvolles Feedback in Bezug auf die Bedienung der SCHOTTEL-Ausrüstung, das hinsichtlich zukünftiger Produktoptimierungen sehr wertvoll ist.
Hier können wir unsere Angestellten in einem sicheren Umfeld schulen. So bleiben sie technologisch immer an der Spitze.
Neben der Funktion als Kursstandort dient der Simulator als Showroom. Potenzielle Kunden können hier testen, wie SCHOTTEL-Antriebe funktionieren, ohne einen Fuß auf ein Schiff setzen zu müssen. Durch die realistische Montage haben Besucher nicht nur die Gelegenheit, das Manövrieren in verschiedenen Häfen zu erleben, sondern können auch die Ausrüstung wie Verkabelung und Steuerungen für den eventuellen Einbau in ihr eigenes Schiff prüfen – egal, ob es sich um einen Neubau oder eine Nachrüstung handelt. Kurz gesagt: Besucher können sich vor dem Kauf einen Eindruck von der Antriebstechnologie verschaffen.
Dieses Jahr wird das Team in Fremantle voraussichtlich Schulungsteilnehmer aus Australien und Südostasien für Schulungsveranstaltungen willkommen heißen. Nach dem Abschluss ihrer Kurse werden die Teilnehmer in der Lage sein, Lösungen für eventuelle Probleme auf See zu finden. "Geschulte Bediener können wir in Zukunft noch besser unterstützen", sagt Mohamed Ghonem abschließend.